“Mache ich morgen” – den Satz kennen wir doch alle. Aber warum prokrastinieren wir eigentlich? Diese Frage stellte sich Deutschlandfunk Nova Reporter Stephan Beuting und interviewte zu diesem Thema die Münchner Psychologin Laura Klimecki.

Das Ergebnis könnt Ihr hier direkt anhören oder in einer Kurzzusammenfassung lesen. Den Originalbeitrag findet ihr auf deutschlandfunknova.de.

Reinhören lohnt sich auf jeden Fall!

Deutschlandfunk Nova Beitrag zum Thema Prokrastinatoon

von Stephan Beuting

 

Der Umgang mit Druck

Im Grunde genommen lässt sich das mit dem Prokrastinieren z.T. ganz gut mit einer einfachen Einteilung erklären. Es gibt nämlich zwei Sorten von Menschen: Diejenigen, die unter Druck SEHR GUT und diejenigen, die unter Druck WENIGER GUT funktionieren.

Beobachtet man die eigene Umgebung stellt man schnell fest: Jap, da ist doch immer der eine, der jedes Mal die Nacht vor der Deadline durcharbeitet, anders geht’s auch gefühlt gar nicht und jap, da ist auch die, die immer zwei Wochen vor Abgabe fertig ist, einfach, weil sie “unter Druck nicht so gut arbeiten kann”. Da haben wir die beiden Typen.

Wer unter Druck aufblüht, kann diesen also produktiv für sich nutzen. Kommt also so richtig in Fahrt. Die Autorin J.K. Rowling beispielsweise gehört zu dieser Sorte Mensch. Sie quartierte sich deshalb in ein super teures Luxushotel ein (über 1.000 Euro pro Nacht!), nur um den letzten Teil ihrer Harry Potter Reihe schneller schreiben zu können. Das Bedürfnis, nicht unnötig viel Geld aus dem Fenster zu schmeißen, verlieh ihr den nötigen Druck, um wirklich den letzten Band in Rekordzeit fertig zu kriegen.

Wer also zu der J.K.Rowling-Fraktion gehört, für den ist klar: Ich brauche Druck, dann leiste und funktioniere ich und bei dieser Sorte Mensch ist es auch total verständlich, wenn diese ansonsten alles vor sich herschiebt.

Nur: Wann genau brauchen wir überhaupt einen derartigen Anstoß? Und: Warum schieben wir Aufgaben überhaupt auf die lange Bank?

 

Manchmal brauchen Menschen ein bisschen Druck, um gute Leistung erbringen zu können.

– Die Münchner Psychologin, Dozentin & Führungskräftetrainerin Laura Klimecki

4 Ursachen von Prokrastination

Dank einer Meta-Studie wissen wir, dass es insgesamt vier Hauptursachen für die bekannte Aufschieberitis gibt. Neben dem Mangel an Selbstkontrolle und dem fehlendem Gefühl von Selbstwirksamkeit, kann auch eine Aversion gegenüber der eigentlichen Aufgabe Schuld an der Prokrastination sein. Oder, es ist wie in dem Fall von J.K. Rowling: Es ist einfach noch zu viel Zeit, die wir haben und es gibt keine echte Deadline. Dann schieben wir eben auch mal gerne etwas auf die lange Bank.

Beispiele gefällig? Beim Mangel an Selbstkontrolle kann man denken “Ui, jetzt lieber noch eine Runde Netflix, nur eine und danach kann ich ja noch ein Stündchen..” und schwups! können wir jetzt drei Folgen unserer Lieblingsserie, nur leider keinen einzigen Punkt auf der To-Do-Liste abhaken. Beim fehlenden Gefühl von Selbstwirksamkeit kann man denken “Mhh, ob ich jetzt was tue oder nicht wird nicht so sehr zum Erfolg von XYZ beitragen. Naja, dann ist es auch egal, ob ich meinen Teil heute oder morgen mache.” und schwups! ist die Aufgabe vertagt. Wer – wie viele andere übrigens auch – allein bei dem Gedanken an den Brief vom Finanzamt, man möge doch bitte die Steuererklärung für das letzte Jahr einreichen, einen leichten Würgereiz bekommt, der ist von der Aversion gegenüber der Aufgabe betroffen. Oder von einer chronischen Aversion gegen das Finanzamt selbst. Das lässt sich so leicht nicht sagen. Auf jeden Fall fehlt wirklich die Lust selbst.

Zusammengefasst:

1. Mangel an Selbstkontrolle

2. Das Gefühl von Selbstwirksamkeit

3. Aversion gegenüber der Aufgabe

4. Ein langer Zeithorizont

Diese Ursachen können ebenso auch gesammelt auftreten und sich somit natürlich gegenseitig noch verstärken.

3 Dinge, die dir direkt gegen Aufschieberitis helfen

1. Die 10 Minuten Regel

Ich mache die Aufgabe, die ich eigentlich vor mir hinschieben möchte, für 10 Minuten. Das senkt die Hürde, überhaupt damit anzufangen und erhöht dabei die Chance, dass wir am Ende doch mehr als 10 Minuten an der Aufgabe arbeiten.

2. Routinen schaffen und feste Zeiten blocken

Schaffe dir eine Routine für Aufgaben, die du gerne schiebst. Je routinierter etwas ist, desto eher erledigt man es auch. Man denkt gar nicht mehr darüber nach, weil es bereits Gewohnheit ist.

3. Die eigene Energie statt die eigene Zeit managen

Mache unangenehme Aufgaben an Tagen, an denen du auch mehr Energie hast. Und gönn`dir dafür Pausen an Tagen, wo dir Energie fehlt.

Originalbeitrag / Deutschlandfunk Nova

Unsere Tipps auf einen Blick

1. Reflektiere, wie du auf Druck reagierst: Braucht du Druck, um gut arbeiten zu können? Dann setz dir künstlich Deadlines. Schaffst du unter Druck so gar nichts? Dann block dir rechtzeitig 2-4 h Blocker für diese Aufgabe.

2. Starte einfach bei unliebsamen Aufgaben für 10 Minuten.

3. Finde Routinen für Aufgaben, die du gerne schiebst. Setz dir bspw. einen festen Tag, blocke ein festes Wochenende für deine Steuererklärung.

4. Erledige unangenehme Aufgaben an Tagen mit mehr Energie oder direkt in der Früh. Nicht umsonst heißt es: Eat the frog (first) 😉